Analytische Gedanken zum Mythos 4K Projektion
Der Markt für Projektoren ist im Umbruch. UHP-Lampen als Lichtquelle im Projektor laufen aus und werden zunehmend durch Laserlichtquellen abgelöst. Aber auch die Schlacht um hohe Auflösungen hat mittlerweile skurrile Auswirkungen zur Folge.
Die Hersteller nutzen im Marketing vertraute Begriffe, um die eigenen Produkte auf eine möglichst hohe Stufe zu stellen. Leider hat es Tradition, dass die Hersteller im Datenblatt mit Leistungsdaten protzen, die in der Praxis dann leider oft massiv von der Wirklichkeit abweichen. Für uns als Projektionsspezialisten wird es immer schwieriger die Vorzüge oder auch die erheblichen Nachteile der verfügbaren Projektoren dem Kunden zu vermitteln.
„Seeing is believing“
Dieser Sony-Werbeslogan bringt es auf den Punkt. Im direkten Vergleich kann man mit einfachen Testprojektionen die wesentlichen Qualitätsunterschiede aufzeigen.
Deshalb haben wir in unserer Zentrale in Wallern auch einen perfekten Projektionsraum für unsere Kunden geschaffen. Im HDAV-Studio helfen wir unseren Kunden der passenden HDAV-Projektor zu finden.
Auf den Punkt gebracht: Den „besten Projektor“ gibt es nicht. Aber sehr wohl den perfekten Projektor für den Anwender, der auf Grund der Anforderungen am besten die jeweiligen Aufgaben erfüllt. Und die Anforderungen sind im Heimkino eben anders wie im Vortragssaal. Der Konferenzraum verlangt wiederum nach anderen Lösungen wie die Projektion für Business-Anwendungen im Museum oder im Veranstaltungsbetrieb.
Wir möchten uns heute aber intensiv dem Mythos 4K-Projektion widmen. Denn hier werden unter dem Begriff 4K für den unbedarften Kunden verschiedene Systeme auf einen Level gestellt, die aber in der Praxis zum Teil weit entfernt von echter 4K-Projektion mit nativen 8 Megapixel sind.
Trennen wir als erstes quasi die Spreu vom Weizen indem wir zuerst einen Blick auf die Paneltechnologien werfen.
Gleich vorweg: Ja, es gibt natürlich Projektoren auf dem Markt, in denen Panels mit echter 4K-Auflösung verbaut sind. Also für jeden Bildpunkt auf der Leinwand tatsächlich ein eigener Pixel auf dem Panel vorhanden ist, der auch direkt 1:1 aus dem 4K Signal angesteuert wird. In diesem Fall spricht man von nativer Wiedergabe. Also der Idealfall, aber leider nicht der breite Standard.
Native 4K Projektion für Heimkino
Im Heimkinobereich hat Sony bereits seit geraumer Zeit echte 4K-Projektoren die mit 3 LCOS-Panels mit jeweils 4096/3840 x 2160 Pixel ausgestattet sind.
Die aktuellen Modelle wie z.B. der VPL-VW270 sind mit der 3-Chip LCOS-Technologie zusätzlich ein Garant für ausgewogene Farben und vor allem hohe Farbhelligkeit. Denn im Gegensatz zu 1-Chip DLP-Projektoren, die zwar hohe Weißhelligkeit bieten, aber bei der Farbhelligkeit auf die Schnelle mal mehr als die Hälfte der Helligkeit einbüßen!
Die Sony 4K Projektoren sind zwar klassische Heimkinoprojektoren, zugleich aber auch für HDAV-Kunden dann die erste Wahl, wenn man zu Hause in den eigenen vier Wänden die Wings Platinum Show in voller Qualität mit echten 8 Megapixel auf die Leinwand zaubern will. Die hohen Kontrastwerte bringen eine unglaubliche Dynamik in die Projektion. Da der Projektor aber für maximale Schwarzwerte vergleichsweise wenig Helligkeit liefert,
sollte der Raum perfekt verdunkelbar sein. Dann sind Bildbreiten von bis zu 3m möglich
Die geringe Lichtleistung eines Homecinema-Projektors reicht aber in der Regel leider nicht für den Vortragssaal.
Native 4K Projektion für B2B Anwendungen
Eine Sonderstellung nehmen 4K Projektoren ein, die für anspruchsvolle professionelle Lösungen konzipiert sind. Hier möchten wie exemplarisch die Canon XEED 4K-Projektoren wie z.B: den XEED 4K5020Z erwähnen. Diese 3-Chip LCOS-Projektoren mit bis zu 6000 ANSI Lumen sind geniale Projektoren, die auch als einzige tatsächlich den vollen 4K Farbraum 4.4.4 und bis zu 12 bit Farbtiefe erreichen. Dazu muss der Projektor aber mit einer Grafikkarte mit mehreren DVI/HDMI Ausgängen synchron bespielt werden, wozu Wings Platinum natürlich grundsätzlich in der Lage ist.
Um die hohen Anforderungen z.B. für hochwertige VR Simulatoren zu erfüllen, sind auch sehr spezielle Objektive verfügbar. Diese sind durch die „Marginal Focus Funktion“ in der Lage, auf eine gekrümmte Fläche zu projizieren, weil die Randbereiche seperat fokussierbar sind. Sie bieten also ein variables, gekrümmtes Bildfeld, das für gebogene Projektionswände und bei Kuppelprojektion beste Schärfe garantiert.
Trotz aller überzeugender Vorzüge gibt es aber einen bitteren Wermutstropfen für uns HDAV-Anwender. Diese hochwertigen lichtstarken 4K-Projektoren sind leider in einem höheren Preissegment ab 30.000€ angesiedelt.
4K Enhancement von Epson
Das von Epson forcierte 4K-Enhancement basiert auf LCD Panels mit einer nativen Auflösung von 1920 x 1200/1080 Pixel. Dadurch können Sie mit dem aktivierten Pixelshift-Verfahren einen Diagonal versetzten zusätzlichen Bildpunkt in der Projektion erzeugen. Dieses System bietet zwei Vorteile: Aus dem 4K Signal wird mit dem FullHD Panel ein zusätzlicher Bildpunkt erzeugt. Aber eben nicht alle, daher kommt streng genommen nur die halbe 4K-Auflösung auf der Leinwand an. Durch die Überlagerung des zweiten Pixelmusters verschwindet aber das deutlich sichtbare „Fliegengitter“ des LCD-Panel. Also auf der Leinwand in Summe ein deutlicher Vorteil gegenüber der normalen Full-HD-Projektion.
Da der Epson Projektor mit 3 LCD-Panels aufgebaut ist, bieten auch diese ähnlich wie die LCOS-Projektoren von Sony oder Canon, ausgewogene Farben und natürlich die volle Farbhelligkeit.
4K DLP mit 2fach Pixelshift
Jetzt wird es richtig unübersichtlich, denn bei den gängigen 4K-DLP-Projektoren gibt es aktuell zwei Projektionssysteme, die sich aber deutlich unterschieden.
Betrachten wir z.B. exemplarisch den Optoma UHD60: Der 1-Chip DLP-Projektor ist mit dem "TI 4K Ultra HD Chip" ausgestattet, das mit einer echten Auflösung von 2716 x 1528px arbeitet. Mit dem eShift-Verfahren werden dabei zwei versetzt überlagerte Pixelraster erzeugt. Optoma bewirbt den UHD-Projektor zu Recht mit 8 Millionen Pixel. Aber genau betrachtet nicht echtes 4K, denn das Bildsignal mit 3840x2160px wird für die Chip-Auflösung von 2716x1528 skaliert und dann mit dem Pixelshift-Verfahren wieder verdoppelt. Ja, das ergibt 8,3 Megapixel. Aber es sind eben irgendwelche 8 Megapixel die in Wahrheit aber nicht 1:1 pixelgenau aus dem 4K Signal kommen.
Fazit: Letztendlich zählt das optische Ergebnis auf der Leinwand. Trotz des Verfahrens kann der Projektor 4K-Inhalte in überzeugender Qualität auf die Leinwand zaubern. Dass es sich dabei nicht um echte 4K Auflösung handelt, nimmt man im Grunde nicht wahr. Durch die 1-Chip DLP-Technologie gibt es keine Konvergenzartefakte. Im Gegensatz dazu müssen Systeme mit 3 Chips/Panels immer exakt justiert sein, weil sich sonst Farbsäume bilden.
Für HDAV-Shows mit hochauflösendem Bildmaterial bietet das eShift-System des Optoma UHD60 in Summe einen echten Gewinn. HDAV-Kunden werden sich über das Mehr an wahrnehmbarer Auflösung freuen.
Bleibt dennoch das grundsätzliche Manko der Farbhelligkeit bei 1-Chip DLP-Projektoren. Der UHD60 ist mit 3000 Lumen Bildhelligkeit im Datenblatt gelistet. Aber Tests wie z.B. im fotoforum Magazin 6/2017 zeigen auf, dass der Projektor bei farbrichtiger sRGB-Einstellung gerade mal knappe 500 Lumen erreicht. Das erfüllt in keiner Form die Erwartungen.
4K DLP mit 4fach Pixelshift
Jetzt sind aber auch DLP Projektoren verfügbar, die auf einem Full Panel mit 1920x1080 nicht nur zwei sondern vier Positionen shiften können. Damit werden tatsächliche echte 3840x2160 Bildpunkte erzeugt. Diese Bildpunkte sind dann aber eben auch teilweise überlagert, deshalb ist die Abbildung nach wie vor nicht mit dem Sony 4K LCOS System vergleichbar, wo eben jeder Bildpunkt der Projektion einzeln dargestellt wird.
Betrachten wir hier exemplarisch den neuen Canon LX-MH502Z: Auf dem Full-HD DLP Chip mit 1920x1080px Auflösung werden mit der innovativen 4-way Shiftfunktion pro DMD Bildpunkt echte vier Pixel in der Projektion erzeugt. Im Vergleich mit anderen 4K-Technologien, wo nur ein einfacher diagonaler Pixelshift erfolgt, werden damit echte 3840x2160px in der Projektion erreicht!
Der LX-MH502Z ist zudem mit 5000 Lumen Laserlichtquelle ausgestattet. Also hell genug für Vortragsreferenten um auch große Bildwände zu bespielen. Zudem erreicht die Lebensdauer der Laserlichtdioden bis zu 20.000 Betriebsstunden und ist nahezu wartungsfrei.
Diese 4-fach Shift DLP Technologie kommt aber auch bei anderen Herstellern zum Einsatz. Optoma hat z.B. den neuen UHD51 mit diesem System ausgestattet. Zum Haare raufen ist allerdings, dass Optoma leider nicht bzw. unzureichend bei den 4K Modellen aufzeigt, welche der beiden 4K DLP Shift-Technologien zum Einsatz kommt. Es macht aber einen riesigen Unterschied, ob das einfache 2-Shift oder das innovative 4-Shift System verwendet wird.
Fazit
Wo wir wieder beim Ausgangspunkt sind: Tatsache ist, das schlaue Marketingexperten dem Projektor einfach den 4K Stempel aufdrücken. Dabei hat der Endkunde kaum die Möglichkeit abzuschätzen, welches Ergebnis man auf der Leinwand erwarten kann. Deshalb ist es uns wichtig, sich mit den Projektoren in der Praxis auseinanderzusetzen und nicht einfach der Werbung zu vertrauen. Hand auf´s Herz: wer hat schon mal ein Auto gekauft, ohne damit vorher eine Probefahrt zu machen. Das ist der Grund, warum wir bei uns in Wallern drei Studios für Demoprojektionen parat haben um die unterschiedlichen Anforderungen der Projektion praxisnah testen zu können.
Unser HDAV Team hilft bei der Auswahl des passenden Projektor der Ihre Anforderungen erfüllt. Egal ob Heimkino, Konferenzraum, Vortragssaal oder Installationsprojektor. Wir decken mit unserem Portfolio namhafter Hersteller alle Projektionsbereiche ab und haben viele Referenzprojektoren auch zur Demo im Haus bereitstehen.